Depressionen und ihre genetische Disposition

Depressionen und ihre genetische Disposition

Depressionen zählen zu den so genannten affektiven Störungen und sind die häufigste psychische Erkrankung überhaupt. Schätzungen des Bundesministeriums für Gesundheit gehen davon aus, dass in Deutschland etwa vier Millionen Menschen an dieser „Volkskrankheit“ leiden und dass ca. zehn Millionen Personen bis zu ihrem 65. Lebensjahr mindestens eine Depression gehabt haben.

Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu betrachten, denn zum einen gibt es bei Depressionen eine hohe Dunkelziffer, und zum anderen wird die Krankheit zum Teil unterschiedlich definiert. Die hohe Dunkelziffer resultiert vor allem daraus, dass ein großer Teil der Erkrankungen nicht erkannt wird. Angesichts der weiten Verbreitung sollten Depressionen in vielen Fällen bereits von Hausärzten diagnostiziert werden können, was allerdings nur bei etwa der Hälfte der Fälle geschieht.

Übermächtiges Gefühl der Niedergeschlagenheit

Das zentrale Symptom hat der Krankheit ihren Namen gegeben, der sich von dem lateinischen Wort „deprimere“ ableitet. Das bedeutet so viel wie „niederdrücken“. Die meisten Betroffenen erleben ein anhaltendes Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit, das von ihnen oft als übermächtig erlebt und teilweise auch mit Irritation und Befremden wahrgenommen wird. Allerdings kann eine Depression auch von einer anderen Krankheit überlagert werden und äußert sich dann in erster Linie durch körperliche Beschwerden wie zum Beispiel Schmerzen.

Neben der depressiven Stimmung gibt es noch zwei weitere typische Symptome von Depressionen. Zum einen verlieren die Erkrankten die Fähigkeit, sich zu freuen und Interesse an etwas zu entwickeln, und zum anderen sind sie leichter ermüdbar. Darüber hinaus gibt es noch weitere Symptome, die jedoch weniger typisch sind und nicht bei allen Erkrankten gleichermaßen auftreten. Je nach Ausprägung wird die Erkrankung auch als depressive Episode oder als rezidivierende, das heißt wiederkehrende, depressive Störung bezeichnet. Die Diagnose erfolgt anhand der vorhandenen Symptome und des Krankheitsverlaufs.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Bei der Diagnose von Depressionen gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Obwohl beispielsweise der National Health Service (NHS) in Großbritannien in einer Informationskampagne darauf hinweist, dass beinahe jeder Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann mindestens eine Depression durchlebt, werden Depressionen bei Frauen durchschnittlich doppelt so häufig diagnostiziert wie bei Männern.

Die Gründe dafür werden in der Forschung unterschiedlich diskutiert. Zum einen dürfte es eine Rolle spielen, dass viele Männer sich schämen, wenn sie die Symptome bei sich bemerken, und daher nicht oder erst sehr spät ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. So sterben beispielsweise trotz geringerer Zahl an Diagnosen wesentlich mehr Männer als Frauen an Suiziden im Zusammenhang mit Depressionen. Als weitere mögliche Gründe für die Unterschiede in den bei beiden Geschlechtern diagnostizierten Fallzahlen gelten die genetische Disposition, aber auch unterschiedliche soziale Rollen sowie entsprechende Zuschreibungen.

Genetische Disposition

Gerade im Hinblick auf die Frage, inwieweit genetische Faktoren eine Rolle spielen, steht die Wissenschaft noch vor vielen offenen Fragen. Erst kürzlich fanden Wissenschaftler vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Heidelberg und vom Göttinger Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin heraus, dass Männer beim Vorliegen einer bestimmten Genvariante eine um 30 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, an einer manisch-depressiven Störung zu erkranken, während dies bei Frauen nicht gelte.

Die deutsche Diabetes-Gesellschaft weist darauf hin, dass bei jedem achten Diabetiker eine Depression vorliegt, und jeder fünfte Betroffene zumindest eine erhöhte Depressivität aufweist. Umgekehrt gebe es bei stoffwechselgesunden, depressiven Menschen ein höheres Erkrankungsrisiko im Hinblick auf Diabetes vom Typ 2. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht bekannt.

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